Verlagsvorstellung in der Presse

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Krimiautor wirbt mit Detektivgeschichte für Bücher

Verbundwerke Südwestsachsen unterstützten Projekt mit 3000 Euro:

"Zeitungsbeitrag in der Neuen Presse" PDF, 205 kB

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In der Ausgabe 09'11 von Leipzigs Neue auf Seite 9 zu lesen:

ein Verlagsporträt in der Rubrik Persönlich von Autor Michael Zock, hier zum Nachlesen:

"Und die LKW machten Krach" PDF, 170 kB

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Sven Lychatz

Sven Lychatz in seinem alternativen Verlagsbüro.

Der LVZ-Artikel als PDF im Originallayout (132 kB).

Vertrauen ins Gefühl

Sven Lychatz will mit seinem Verlag Altes mit Neuem zusammenführen

Rund 1800 Verlage sind beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels gelistet, etwa 80000 Neuerscheinungen kommen jährlich auf den Markt. Neben einigen großen Verlagen stemmen zahlreiche kleinere mit oft nur wenigen Mitarbeitern ein Programm von 5 bis 350 Titeln im Jahr. Wir stellen einige von ihnen vor, heute den Leipziger Lychatz Verlag.

In Sven Lychatz' Verlagsbüro kann es abends schon mal eng und laut werden. Der Weinvorrat geht niemals aus, auch Antipasti sind immer vorrätig. Denn dieses Büro ist ein Restaurant, das Canito in der Gottschedstraße, und Lychatz hier Stammgast - mit Autoren und Illustratoren, die in jede Phase des Entstehungsprozesses eines Buches eingebunden werden. Die "individuelle Atmosphäre" habe es ihm angetan. Zumal er es in einem Geflecht aus Freundschaften gern familiär hat. "Es gibt uns erst seit einem Jahr, deshalb habe noch keine Büroräume", sagt der 48-Jährige, der einem Zwei-Mann-Verlag vorsteht, den er "Projekt" nennt, und für den es viele helfende Hände gebe.

In seinem anderen Leben leitet Lychatz das Institut für systemisch-integrative Lerntherapie, das heißt: Er und seine Kollegen fördern Schüler mit Teilleistungsstörungen wie Lese-Rechtschreib- oder Rechen-Schwäche. Natürlich sind diese beiden Leben miteinander verzahnt. "Frodi und die Blubberblasen-Band" hieß das erste Buch des Lychatz-Verlags. Der Affe Frodi ist Maskottchen des Frühförderkonzepts des Instituts. Inzwischen ermittelt "Detektiv Frodi" in Rätselkrimis des Leipziger Autors Henner Kotte. Der erzählt auf jeweils gut einer A-4-Seite von einem Diebstahl im Ferienlager oder einer Erpressung auf dem Schulhof. In den ganzseitigen Illustrationen Thomas Leibes sind die Täter auszumachen. Doch nur Text und Bild zusammen führen zur Lösung. "Wir haben das im Freundeskreis getestet", erzählt Lychatz, die Kinder lösen die Fälle meist schneller als ihre Eltern". Das freut den Vater zweier Kinder im Alter von acht und elf Jahren, der sich selbst jene Begeisterungsfähigkeit bewahrt hat, die es wohl braucht, um das Lehrgeld als Investition zu sehen - in einen Verlag, mit dem er eine Symbiose von Bewährtem und Neuem, eine "neue Qualität" versucht.

So bringt er Gunter Preuß' Geschichten von der kleinen Hexe Toscanella neu heraus, überarbeitet und nun illustriert von Thomas Leibe. Den Hallenser schätzt Lychatz als "eigenen Charakter", dessen Bilder weit entfernt sind vom "Disney-Verschnitt". Leibe hat für die Satire-Zeitschrift Eulenspiegel und mit Helge Schneider gearbeitet - und trifft neben dem ästhetischen wohl auch das Humor-Zentrum des Verlags-Chefs. Hinzu kommt, dass "diese wunderschönen Toscanella-Geschichten kein richtiges Gesicht hatten". Preuß schreibt inzwischen an drei weiteren Abenteuern - am Ende sollen es sechs Bände sein.

Sechs Bände in einem Meer von tausenden. "Von Kinder- und Jugendbüchern mehr als 1000 Stück verkaufen zu wollen, ist schon sehr ambitioniert", weiß Lychatz. Er hofft auf einen Multiplikatoren-Effekt durch seine Zusammenarbeit mit den Kitas und Schulen. Er beginnt mit kleinen Auflagen, und er vertraut auf sein Gefühl, das wiederum auf Erfahrungen fußt - als Lerntherapeut, als Vater, als Leser. Und als Vermittler. An einem halben Dutzend Leipziger Schulen werde die "Hexe Toscanella" jetzt gelesen. Das findet er eine gute Ergänzung zum Lehrplan-Rennschwein Rudi Rüssel, zumal Autor Preuß auch selbst liest, was ja - das zeigt sich alle Jahre wieder auf der Leipziger Buchmesse - keine unwesentliche Rolle dabei spielt, Kinder für Bücher, für das Lesen zu begeistern.

Ein ebenfalls älterer Preuß-Text ist "Die Falle", in dem zwei afrikanische Kinder ihr Dorf vor dem Verdursten retten. Nun wird er ergänzt mit Abbildungen von knapp 30 Batiken, die Lychatz aus Sansibar mitgebracht hat und die ab April im Grassi-Museum für Völkerkunde ausgestellt werden. Rundum neu ist der Kriminalroman "Todesengeln schreibt man nicht" von Klaus W. Hoffmann. Darin ermittelt Kommissar Hölsebeck in sogenannten Selbstmordforen im Internet. Der Roman wird am Buchmesse-Freitag im Canito Premiere haben. Am Sonntag stellt dort Norbert Marohn die Roman-Biographie "Röhm. Ein deutsches Leben" vor. Es gebe in Deutschland kaum biographische Literatur über den homosexuellen Nazi-Offizier, bis zu seiner Erschießung 1934 Führer der SA. Seit 1993 habe Marohn recherchiert, in Bolivien und München in Archiven gegraben.

Auch in dieses Zeitdokument, angereichert mit fiktiven Elementen, hat sich Lychatz "verliebt", ein Wort das so häufig fällt wie "Qualität". So begeistert er sich schon jetzt für Hoffmanns neuen Mittelalter-Krimi, der in der Gaukler-Szene spielen soll. Er freut sich, wenn ein Buch "gut in der Hand liegt", genau das richtige Format hat, wenn Schriftart und -größe einfach stimmen. "Wir wollen klein bleiben, aber schöne Sachen machen", sagt er, "ein Verlag sein, der sich auf die mitteldeutsche Autoren- und Illustratoren-Landschaft stützt, aber überregional ausstrahlt". Darum will er im Herbst zum ersten Mal auf der Frankfurter Buchmesse vertreten sein. Doch zunächst steht das Leipziger Lese-Fest vor der Tür. Für den Lychatz Verlag beginnt es mit einer Autoren-Party, Wein und Antipasti. Natürlich im Canito.

Text: LVZ, 02-2011, Janina Fleischer
Foto: André Kempner

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